Rika Tsumeko blieb einen Moment stehen. Ihre violetten Haare wurden vom Wind erfasst und umspielten ihre Schultern. ‚Ich kann gar nicht fassen wie schnell es ging, Mama zu überzeugen.‘ Auf ihrem Rücken trug sie den schwarzen Rucksack den sie schon seit Ewigkeit hat, randvoll mit Marmeladengläsern und anderen Dingen. Neben ihr stand ihr treues Pokémon Nana, ein Trasla. „Nana, was meinst du? Wohin sollen wir gehen?“ Nana schaute sich um. Sie zuckte schließlich mit den Schultern und setzte sich auf den sandigen, trockenen Boden.
Rika schirmte ihre Augen mit ihrer rechten Hand ab. ‚Da hinten müsste Jubelstadt liegen… im Fernsehen wird oft davon berichtet.‘ „Nana! Komm, wir gehen nach Jubelstadt!“, rief die Jugendliche fröhlich und nahm das Trasla an die Hand. Nana nickte nur verwirrt und wurde mit gezerrt.
Sie hatte gar kein Ziel, hatte keinen blassen Schimmer wohin sie gehen sollte. Doch in einer Großstadt wie Jubelstadt konnte sie sich mit Sicherheit besser informieren als in Flori, ein Dorf oder höchstens noch eine kleine Stadt.
Während sie lief, rechts und links von ihr Felsen und hin und wieder etwas trockenes Gestrüpp, stolperte sie plötzlich und fiel schmerzhaft auf die Knie. ‚Eine Wurzel?‘, fragte sie sich, doch eigentlich war es ihr egal. Sie wischte sich über die Haut ihrer Oberschenkel, an denen ein paar Tannennadeln klebten. Nana schaute sie besorgt an und reichte ihr die Hand, doch gerade als Rika sich wieder erheben wollte, rutschte sie wieder aus und fiel diesmal mit dem Hintern auf den Boden. ‚Ein super Start in ein Abenteuer!‘, dachte sie sich und kicherte ein wenig. Ihre Hand ergriff die weiße von Nana und sie stand langsam wieder auf. Misstrauisch schaute sie sich um, dass sie nicht wieder ausrutschte und lief dann vorsichtig, mit Trasla nebendran, weiter. Während sie lief klopfte sie sich ihre Shorts am Hintern ab und spazierte dann eine Weile gemütlich mit ihrem Pokémon. Heute hatte Rika sich für eine kurze, schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt mit weißer Spitze im Ausschnitt entschieden, denn heute war ein besonderer Tag. Es war ihr erster Tag auf Reisen, als eine Pokémonkoordinatorin.
Als die beiden Gefährten schon ein gutes Stück von Flori entfernt waren, entschied Rika auf einer Wiese eine kurze Pause zu machen. Sie hockte sich in den Schatten eines Baumes in den Schneidersitz und auch Nana ließ sich neben ihr fallen. Sie holte den schwarzen Rucksack nach vorne und kramte darin herum. ‚Dreck, ein alter Kugelschreiber, ein benutztes Taschentuch,… ahh! Da ist es ja!‘ Triumphierend holte sie einen Laib Brot aus ihrer Tasche, gewickelt in einem Stofftuch und hielt das Bündel hoch. „Schau, Nana, das hat Mama mit Kira extra für uns gebacken! Welche Marmelade möchtest du dazu? Ich hab Erdbeere, Stachelbeere, Kirsche, Kiwi und Himbeer eingepackt.“ Das Mädchen packte das Brot aus dem orange-weiß karierten Stofftuch aus, während Nana im Rucksack nach einer Marmelade kramte. Rika säbelte zwei dicke Scheiben mit dem beigelegten Messer vom Roggenmischbrot, das appetitlich knackte und knusperte ab und reichte eine ihrem Pokémon, die andere behielt sie in der Hand. Das Trasla schaute erwartungsvoll nach oben, sodass ihre Koordinatorin ihre Augen sehen konnte, in der rechten Hand das Brot, in der linken ein Einmachglas mit einer grünen Füllung. „Kiwi also?“, fragte das Mädchen mit dem lila Haar nach und nahm Nana ihr Brot und die Marmelade ab. Sie beschmierte es, bis eine etwa fingerbreite, grüne Masse die dunkelbraune Farbe des Brotes verdeckte. Rika drückte ihr das Kiwibrot wieder in die Hand und suchte sich selbst die Himbeermarmelade raus. Mit einem Ploppen öffnete sie das Glas und bestrich ihre Brotscheibe, wie sie es schon mit Nana’s getan hatte. Rika legte sich hin, biss herzhaft ihn ihr Marmeladenbrot und schaute der Sonne zu, wie sie durch das Blätterdach tanzte. Nana lag neben ihr, hielt ihr die halbe Brotscheibe hin, die beiden tauschten und aßen jeweils des anderen Marmeladenbrot fertig auf. Sie blieben noch eine Weile glücklich im Schatten liegen. Nana schmatzte zufrieden und Rika tat es ihr nach. ‚Ich könnte ewig so liegen bleiben…‘, dachte die junge Koordinatorin und schloss die Augen. Gerade als sie kurz davor war, langsam einzudösen, kniff Nana sie in die Seite. Das Trasla war inzwischen aufgestanden und hatte auch schon aufgeräumt, den Rucksack in der rechten Hand. Auffordernd schaute sie Rika an. „Du hast ja Recht, Nana…“, seufzte Rika und raffte sich mühsam auf. Sie nahm Nana den Rucksack ab, schulterte ihn und sie zogen wieder los.
Sie schlichen an den Trainern vorbei die wie wilde Hunde auf Beute gierten. Das Team war noch zu schwach um es mit Herausforderern aufzunehmen und Rika wollte so schnell wie möglich nach Jubelstadt. Das Letzte Stück rannten sie, sodass erst gar kein Trainer sie ansprechen konnte.
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